Krankengymnastik, Physiotherapie

Physiotherapie /Krankengymnastik


Physiotherapie ist eine Form der äußerlichen Anwendung von Heilmitteln; im Zentrum steht
das an die Fähigkeiten des Patienten angepasste Vermitteln (Lehren) physiologischen
Bewegungsverhaltens.


Ziel
Die Physiotherapie orientiert sich bei der Behandlung an den Beschwerden und den
Funktions- bzw. Aktivitätseinschränkungen des Patienten, die in Form eines Befundes
sichtbar gemacht werden. Sie nutzt primär manuelle Fertigkeiten des Therapeuten,
gegebenenfalls ergänzt durch natürliche ph ysikalische Reize (z. B. Wärme, Kälte, Druck,
Strahlung, Elektrizität) und fördert die Eigenaktivität (koordinierte Muskelaktivität sowie die
bewusste Wahrnehmung) des Patienten. Die Behandlung ist an die anatomischen und
physiologischen, motivationalen und kognitiven Gegebenheiten des Patienten angepasst.
Dabei zielt die Behandlung einerseits auf natürliche, physiologische Reaktionen des
Or ganismus (z. B. Musk elaufbau und Stoffwechselanregung), andererseits auf ein
verbessertes Verständnis der Funktionsweise des Organismus (Dysfunktionen/Ressourcen)
und auf eigenverantwortlichen Umgang mit dem eigenen Körper ab. Das Ziel ist die
Wiederherstellung, Erhaltung oder Förderung der Gesundheit und dabei sehr häufig die
Schmerz-Reduktion.

 

 

Ausbildungsfächer
Es wird Vollzeitunterricht erteilt, das heißt, es gibt mindestens 2.900 Stunden theoretisch en
und praktischen Unterricht an der Schule und 1.600 Stunden praktische Ausbildung in
Fachkliniken des Universitätsklinikums sowie in geeigneten Rehabilitationseinrichtungen.
Unterrichtet werden vor allem physiotherapeutische Befund- und Untersuchungstechniken,
Massagetherapie, Hydro-, Balneo- (Bäderkunde), Thermo- und Inhalationstherapie, Elektro-,
Licht- und Strahlentherapie, Prävention und Rehabilitation, Bewegungserziehung und
Bewegungs- und Trainingslehre.


Die Theorie dabei umfasst die Fächer Anatomie (Lehre vom Aufbau der Organismen),
Physiologie ( Lehre, die sich mit physikalischen, biochemischen und
informationsverarbeitenden Funktionen von Lebewesen befasst), spezielle Krankheitslehre
und auch ph ysiotherapeutische Basistechniken. Zu erwähnen ist hier, dass die Anatomie des
Bewegungsapparates die zentrale Arbeitsgrundlage für die  gesamte Physiotherapie darstellt.
Daher muss ein Physiotherapeut in diesem Bereich sogar umfassenderes Wissen als ein
Mediziner haben, dies wird in der Ausbildung entsprechend betont.
Zu den klinisch-praktischen Fächern der Ausbildung zählen Orthopädie (Entstehung,
Verhütung, Erkennung und Behandlung von Form- oder Funktionsfehlern des Stütz- und
Bewegungsapparates (Knochen, Gelenke, Muskeln und Sehnen)), Chirurgie (Behandlung von
Krankheiten und Verletzungen durch direkte, manuelle oder instrumentelle
Einwirkung)/Traumatologie (Wissenschaft der Verletzungen und Wunden sowie deren
Entstehung und Therapie; Zusatzbezeichnung der Chirurgie), Innere Medizin (Vorbeugung,
Diagnostik), Kardiologie (Lehre vom Herzen), Pädiatrie (Kinderheilkunde), Gynäkologie
(Frauenheilkunde) und Geburtshilfe sowie Neurologie (Behandlung des kranken
Nervensystems, Psychiatrie und Neurochirurgie (Erkennung und operative Behandlung von
Erkrankungen des zentralen Nervensystems)).
Ergänzend werden krankengymnastische Techniken, wie z. B. Manuelle Therapie
(Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungssystems), medizinische
Trainingstherapie und Elektro- und Hydrotherapie vermittelt.


Geschichte
Viele Verfahren der Ph ysiotherapie haben ihren Ursprung weit zurückliegend.
Archäologische Funde zeigen, dass Thermal- und Mineralquellen bereits in
frühgeschichtlicher Zeit genutzt wurden. Verschiedene Formen der Massage und von
medizinischen Bädern kannte man bereits vor circa 4000 Jahren in China. Erst Hippokrates
vertrat verschiedene medizinische Auffassungen, die sich heutzutage in der Physiotherapie
wiederfinden. Er verstand den lebendigen Leib als Organismus, Gesundheit als Gleichgewicht
und Krankheit als gestörten physischen und psychischen Gesamtzustand. Seine Überzeugung
war, dass die Natur eine Heilkraft besitzt.
Im 18. Jahrhundert fanden erste Medikamente zwar Anklang, brachten allerdings au ch
Gefahren mit sich. Mancher Arzt propagierte die Anwendung von Mineralwässern,
Heilbädern und der Hydrotherapie. Dies setzte sich im 18. Jahrhundert weiter fort, die
Beliebtheit der Hydrotherapie stieg an.
Vor allem in Deutschland erlebte die Hydrotherapie einen wahren Boom: Der Urv ater d er
Hydrotherapie, Sebastian Kneipp, entwickelte eine einfache Lebensregelung, kombinierte sie
mit der Anwendung pflanzlicher Medikamente und einer Gesundheitserziehung.
In Deutschland wurde der Begriff „Krankeng ymnastik“ im Jahre 1994 durch den Begriff
Physiotherapie im Rahmen einer Novellierung der Berufsgesetze bundesweit abgelöst. Grund
dafür war die Anpassung an den internationalen Sprachgebrauch und die Zusammenführung
der west- und ostdeutschen Heilberufe nach der Wiedervereinigung. In der DDR war der
Begriff Physiotherapie bereits vor der Wiedervereinigung üblich.
  
Arbeit von Physiotherapeuten
Nach abgeschlossener Berufsausbildung gibt es beispielsweise Ausübungsmöglichkeiten in
Krankenhäusern, Kliniken, Einrichtungen der Rehabilitation, Ph ysiotherapeutischen
Lehranstalten, Kur- und Erholungseinrichtungen und Fitness-Studios. Auch kann man sich,
sobald man das Staatsexamen hat, selbstständig machen.
Bei der Berufsausübung ist Teamarbeit unter den Ph ysiotherapeuten, aber auch die gute
Zusammenarbeit mit Ärzten gefragt, denn die Arbeit des Physiotherapeuten ergänzt und
unterstützt die ärztliche Therapie sinnvoll.
Nach der ärztlichen Verordnung werden eigenverantwortliche Behandlungspläne aufgestellt
und durchgeführt. Dabei wird darauf geachtet, dass die Schäden nicht nur „repariert“ werden,
sondern auch der korrekte Bewegungsablauf als Ganzes im Auge behalten wird, um
Verletzungen gar nicht erst entstehen zu lassen.
Physiotherapie wird von Physiotherapeuten in unterschiedlicher Form und Vielfalt ausgeübt.
Physiotherapeuten analysieren und interpretieren Schmerzzustände, sensomotorische
Funktions- und Entwicklungsstörungen (z. B. die Hyper- oder Hypomobilität eines Gelenks),
um sie mit spezifischen manuellen und anderen physiotherapeutischen Techniken zu
beeinflussen. Primärer Ansatzpunkt ist das Bewegungssystem und das Bewegungsverhalten;
Ziel ist, Schmerzfreiheit und ökonomisches Bewegungsverhalten im Alltag zu erreichen bzw.
– im Falle von irreversiblen Funktionsstörungen –  Kompensationsmöglichk eiten zu schaffen.
Physiotherapeuten beeinflussen auch Funktionsstörungen innerer Organe, verbessern die
Eigen- und Fremdwahrnehmung sowie die Sozialkompetenz und können ebenfalls auf die
psychische Leistungsfähigkeit einwirken.
Ziele der Ph ysiotherapie sind darüber hinaus, Eigenständigkeit und Selbstständigkeit des
Patienten zu fördern und die Selbstheilungskräfte des Organismus zu aktivieren; wo
Selbständigkeit des Patienten nicht zu erreichen ist, gehört zu den physiotherapeutischen
Auf gaben das Anleiten von Angehörigen (z. B. in der Pädiatrie, Geriatrie oder bei schweren
neurologischen Störungen).
  
Tätigkeitsfelder

Prävention

Vorbeugung von beruflichen Fehlhaltungen, Vermeidung von Berufskrankheiten
und generellen Volkskrankheiten, die auf Fehl- oder Mangelbelastung beruhen,
Schulung von Risikopatienten

stationäre und ambulante Therapie

bei inneren Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt,  Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus,
Lungenentzündung)

bei orthopädischen Erkrankungen (z. B. Fehlstellung, Arthrose, Skoliose,
Bandscheibenvorfall, Schmerzreduktion)

bei neurologischen Erkrankungen (z. B. Polyn europathie, Schlaganfall, Parkinson-
Krankheit, ataktischer Symptomenkomplex)

in der Traumatologie (z. B. nach Fraktur, künstlichem Gelenk, Amputation,
Sehnenriss, Narbendehnung)

bei rheumatischen Erkrankungen (z. B. Polyarthrose, Morbus Bechterew)

bei geriatrisch en Patienten (z. B. Kräftigun g u nd Stabilisierung multimorbider
Patienten, Einüben täglicher Bewegungsabläufe, Sturz-Prophylaxe, Handling mit
Hilfsmitteln)

in der Gynäkologie (z. B. Schwangerschaftsgymnastik, Rückbildungsgymnastik)


in der Pädiatrie (z. B. motorische Störungen,  spastische Störungen,
atonische/h ypertonische Störungen, Behandlung von Frühgeborenen )


Rehabilitation nach Unfällen, nach langfristigen Erkrankungen, zur Wiederherstellung
der natürlichen Beweglichkeit, Kraft und Geschicklichkeit des Patienten, Rückführung
zum Beruf
  

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